Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01. erinnert der rheinland-pfälzische Landtag erstmals an die queeren Verfolgten. Auch das landesweite Veranstaltungsprogramm rund um den Gedenktag behandelt viele queere Themen. Zum landesweiten Programmheft hier klicken
Veranstaltungen mit queerem Bezug:
Mainz, 14.01., 19.00 Uhr:
Verfolgung der Homosexuellen in RLP zwischen 1933 und 1969 – Kontinuität und Bruch
Wie sieht eine zeitgemäße Gedenkkultur in Mainz aus?
In der Bundesrepublik setzte sich die Verfolgung der Homosexuellen fort. Der § 175 StGB , der während der NS-Diktatur verschärft worden war, wurde ohne Änderung ins bundesdeutsche Gesetzbuch übernommen. In Rheinland-Pfalz gab es ca. 6000 Strafverfahren und 2880 Verurteilungen in der Nachkriegszeit.
57 Jahre nach Ende der NS-Diktatur wurden im Jahr 2002 die homosexuellen Opfer der Zeit zwischen 1933 und 1945 rehabilitiert. 2017 geschah dies für die Verfolgten in Bundesrepublik und DDR.
Gleiche Rechte und Gleichwertigkeit sind die Grundpfeiler unserer Demokratie. Was müssen wir tun, sie auch zu leben? Was zeigt uns das historische Beispiel der Verfolgung homosexueller Menschen? Wie sieht eine zeitgemäße Gedenkkultur in Mainz aus?
Gesprächspartner_innen:
Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz
Dr. Kirsten Plötz, Historikerin, Koblenz
Brigitte Juchems, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung RLP/Saarland
Joachim Schulte, Sprecher des Netzwerks QueerNet RLP e.V.
Ort: DGB-Haus (Großer Saal), Kaiserstr. 26-30, 55116 Mainz
Veranstalter: QueerNet RLP e.V.
Kaiserslautern, 16.01., 18.00 Uhr:
Fortsetzung der Verfolgung in der Nachkriegszeit und die Diskussion um ein neues Strafrecht
In der Bundesrepublik wurden Homosexuelle auch nach dem Ende der NS-Zeit weiter verfolgt. Seit den 1950er Jahren arbeitete der Bundestag an einer Reform des Strafrechts. Auch die Frage der Abschaffung oder Weiterführung der Bestrafung von Homosexualität wurde diskutiert. Mit Karl Lackner und Adolf Müller-Emmert kamen zwei Vertreter gegensätzlicher Ansichten aus Rheinland-Pfalz. Der Vortrag untersucht die Verfolgungen und die Diskussion um die Abschaffung der Strafbarkeit 1969 im Rahmen der Großen Strafrechtsreform.
Referent: Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim
Ort: Stadtbibliothek Kaiserslautern, Klosterstr. 8, 67655 Kaiserslautern
Veranstalter: QueerNet RLP e.V.
Mainz, 20.01., 19.00 Uhr:
Homosexuelle NS-Verfolgte – Die Geschichte einer schwierigen Erinnerung in der Bundesrepublik
Schwule und Lesben entsprachen nicht dem idealen Typus der NS-Diktatur. Vor allem homosexuelle Männer wurden verfolgt und ermordet. Die Verfolgung reichte bis weit in die Nachkriegszeit. Ein angemessenes Gedenken an ihr Leid war jahrzehntelang nicht möglich und konnte sich erst in den vergangenen 25 Jahren langsam etablieren. Der Referent Dr. Albert Knoll zeigt am Beispiel der KZ-Gedenkstätte Dachau den mühevollen Weg bis zur Aufstellung des Rosa-Winkel-Gedenksteins.
Referent: Dr. Albert Knoll, Historiker und Archivar, seit 1997 Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Dachau. Ehrenamtlich als Vorsitzender des Forum Homosexualität München e.V. tätig.
Ort: Landeszentrale für politische Bildung (Gerty-Spies-Saal), Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz
Veranstaltende: QueerNet RLP e.V. in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung RLP
Saarburg, 20.01., 19.00 Uhr:
Zur Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Von Tätern, Thesen und den Toten aus dem heutigen Rheinland-Pfalz
Homosexuelle wurden in der NS-Zeit verfolgt. Mit dem Juristen Wilhelm Frick und dem Arzt Hugo Otto Kleine stammten Männer aus Rheinland-Pfalz, die bereits Stichwortgeber zu Aspekten der Diskriminierungs- und Verfolgungsdiskussion in der Weimarer Republik und später an der Verfolgung beteiligt waren. Diese Geschichte vorzustellen und auch einen Blick auf die Opfer dieser Politik zuwerfen, unternimmt der Vortrag.
Referent: Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim
Ort: Kulturgießerei , Staden 130, 54439 Saarburg
Veranstalter: SCHMIT-Z e.V.
Mainz, 21.01., 19.30 Uhr:
Ausstellungseröffnung: „Verschweigen – verurteilen: Verfolgung von Homosexualität in Rheinland-Pfalz von 1946 bis 1973“
Ausstellungsdauer: 21.01. – 07.02.2020
Öffungszeiten: montags bis freitags 8.00 bis 17.00 Uhr (geschlossen am Freitag, 24.01. und Montag, 27.01.)
Mit dem Ende der NS-Diktatur 1945 endete die intensivste Verfolgung homosexueller Menschen in der deutschen Geschichte. Jedoch blieb auch in der Bundesrepublik männliche Homosexualität weiter verboten. Die Strafbestimmungen der §§ 175 und 175 a des Strafgesetzbuches galten weiter fort. Bis 1969 wurden über 50.000 Männer durch die Justiz verurteilt. Im Jahr 2012 entschuldigte sich der rheinland-pfälzische Landtag bei den Opfern und beschloss einstimmig, das an schwulen Männern und lesbischen Frauen begangene Unrecht wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Durchgeführt haben die Forschungsarbeiten das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Aus dem Forschungsbericht ist diese Wanderausstellung entstanden, konzipiert von Sarah Bornhorst und Detlef Weitz (Chezweitz).
Eröffnung mit Landtagspräsident Hendrik Hering und Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz.
Einführungsgespräch: Ministerin Anne Spiegel, Dr. Günter Grau, Dr. Kirsten Plötz und Joachim Schulte
Moderation: Carina Schmidt, Mainzer Allgemeine Zeitung
Anmeldung für Schulklassen zum pädagogischen Begleitprogramm: Laura.Schloesser@landtag.rlp.de Tel.: (06131) 208 2396
Ort: Foyer des Abgeordnetenhauses, Kaiser-Friedrich-Str. 3, 55116 Mainz
Veranstaltende: Landtag Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Ministerium für Familie, Jugend, Integration und Verbraucherschutz
Landau, 21.01., 20.00 Uhr:
Paragraph 175
Dokumentarfilm von Rob Eppstein und Jeffrey Friedman
USA/GB/D 2000, 74 Min., tw. mit deutschen Untertiteln
Mehr als 100.000 queere Menschen, die meisten schwule und bisexuelle Männer, wurden während der NS-Diktatur polizeilich erfasst, 50.000 inhaftiert, mehr als 10.000 in Konzentrationslager verschleppt, Tausende ermordet. Ihre Geschichten wurden lange nicht erzählt, denn der 1935 verschärfte §175 des Strafgesetzbuches galt in Westdeutschland bis 1969 weiter. Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm lässt einige der letzten Überlebenden zu Wort kommen: fünf schwule Männer und eine lesbische Frau, die vom unfassbaren Leid, das sie erlebt haben, ebenso geprägt wurden wie von ihrem unbedingten Willen zu überleben.
Diese Interviews sind mittlerweile ein wertvolles historisches Zeugnis, denn heute gibt es keine lebenden Opfer der Homosexuellen-Verfolgung der NS-Zeit mehr. Erst 2002 wurden die Verurteilten vom Deutschen Bundestag rehabilitiert.
Ort: Gloria Kino, Industriestr. 5. 76829 Landau
Veranstaltende: Gloria Kino und QueerNet RLP e.V.
Mainz, 22.01., 19.00 Uhr:
„Eure Ordnung ist auf Sand gebaut“ – Queere Jüd_innen und deutsche Kontinuitäten
Grußwort: Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen
Vortrag: Monty Aviel Ott, Vorsitzender von Keshet Deutschland e.V.
Allein schon die Existenz queerer Jüd_innen stellt verbreitete Vorstellungen über Judentum in Deutschland in Frage. Die medialen Bilder gleichen sich häufig und stellen Jüd_innen im Kontext strenger Religiosität, Antisemitismus oder der Shoa dar. Da bleibt kein Platz für pluralistisches jüdisches Leben, wie es in Deutschland zunehmend auch an die Öffentlichkeit tritt. Wenn Jüd_innen nicht mehr nur auf ihr Judentum reduziert werden können, müssen identitätsstiftende Narrative in Frage gestellt werden.
Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion statt mit Dieter Burgard, Monty Aviel Ott und Joachim Schulte (Sprecher von QueerNet RLP e.V.)
Ort: Landeszentrale für politische Bildung (Gerty-Spies-Saal), Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz
Veranstaltende: QueerNet RLP e.V. und Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismus
Mainz, 23.01., 19.00 Uhr:
Der § 175, die Kontinuität der Verfolgung und die Strafrechtsreform von 1969
Erinnern – Entschädigen – Wiedergutmachen?
§ 175 des Strafgesetzbuchs, der auch einvernehmliche männliche Homosexualität unter Strafe stellte, hatte in West-Deutschland bis 1969 Bestand – in der von der NS-Diktatur verschärften Fassung. In der Bundesrepublik gab es ebenso viele Strafverfahren und Verurteilungen wie in der Zeit der NS-Diktatur. Allein in Rheinland-Pfalz kam es zu ca. 6.000 Verfahren und 2.880 Verurteilungen. Der Paragraph wurde erst 1994 endgültig abgeschafft, eine Entschädigung 2017 beschlossen. 1969 wurde darüber diskutiert, inwieweit das Sittengesetz Grundlage des Strafrechts sein kann. Das Beispiel des § 175 zeigt, welches Leid diese Verknüpfung für die Betroffenen gebracht hat.
Wie erinnert die Justiz in RLP an dieses Unrecht? Wie sollte eine Wiedergutmachung aussehen?
Podiumsdiskussion mit
Philipp Fernis, Staatssekretär im Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz
Dr. Kirsten Plötz, Autorin der Studie zur Verfolgung der Homosexualität in RLP
Joachim Schulte, Sprecher QueerNet RLP e.V.
Ort: Erbacher Hof, Grebenstr. 24, 55116 Mainz
Veranstalter: QueerNet RLP e.V.
Nierstein, 27.01., 19.00 Uhr:
„Wegen Vergehen gegen § 175 Strafgesetzbuch“
Die Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main
Vortrag von Dr. Martin Dill
Die Verfolgung homosexueller Männer im nationalsozialistischen Deutschland wurde noch lange nach Kriegsende totgeschwiegen. Homophobie war im Deutschland der Nachkriegszeit weit verbreitet und die 1935 von den Nazis verschärfte Fassung des § 175 galt unverändert bis 1969. Erst seit den 1970er-Jahren wird dieses Kapitel der NS-Geschichte systematisch erforscht und der Opfer gedacht.
In Frankfurt am Main wurden im Juni 2019 neun Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt: für Männer, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Homosexualität entrechtet, gequält und ermordet wurden. Der Vortrag stellt am Beispiel dieser Einzelschicksale die Facetten der Ver-folgung von Homosexuellen im NS-Staat dar.
Dr. Martin Dill ist Mitglied der Initiative Stolperstein Frankfurt am Main und recherchierte in Prozess-, Gefängnis- und Lagerakten die Schicksale verfolgter Frankfurter Homosexueller.
Ort: Rathaus Nierstein (Riesling-Galerie), Bildstockstraße 10, 55283 Nierstein
Veranstalter: Geschichtsverein Nierstein e.V.
Trier, 27.01., 19.30 Uhr:
Paragraph 175
Dokumentarfilm von Rob Eppstein und Jeffrey Friedman
USA/GB/D 2000, 74 Min., tw. mit deutschen Untertiteln
Mehr als 100.000 queere Menschen, die meisten schwule und bisexuelle Männer, wurden während der NS-Diktatur polizeilich erfasst, 50.000 inhaftiert, mehr als 10.000 in Konzentrationslager verschleppt, Tausende ermordet. Ihre Geschichten wurden lange nicht erzählt, denn der 1935 verschärfte §175 des Strafgesetzbuches galt in Westdeutschland bis 1969 weiter. Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm lässt einige der letzten Überlebenden zu Wort kommen: fünf schwule Männer und eine lesbische Frau, die vom unfassbaren Leid, das sie erlebt haben, ebenso geprägt wurden wie von ihrem unbedingten Willen zu überleben.
Diese Interviews sind mittlerweile ein wertvolles historisches Zeugnis, denn heute gibt es keine lebenden Opfer der Homosexuellen-Verfolgung der NS-Zeit mehr. Erst 2002 wurden die Verurteilten vom Deutschen Bundestag rehabilitiert.
Ort: Broadway Filmtheater, Paulinstr. 18, 54292 Trier
Veranstaltende: Sven Teuber (MdL), SPDqueer RLP
Koblenz, 28.01., 18.00 Uhr:
Homosexuellenverfolgung im Nationalsozialismus. Aspekte einer Geschichte
In der NS-Zeit wurden Homosexuelle in Deutschland verfolgt wie nie zuvor. Sie wurden verhaftet und in den Konzentrationslagern umgebracht. Die in der Weimarer Republik entstandenen Lebenswelten wurden zerstört. Der Vortrag untersucht, mit welchen Begründungen und Methoden dies geschah.
Referent: Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim
Im Anschluss: Podiumsdiskussion mit den Veranstalter_innen und Gästen
Ort: Stadtbibliothek Koblenz, Zentralplatz 1, 56068 Koblenz
Veranstaltende: Gleichstellungsreferat der Stadt Koblenz, Stadtbibliothek Koblenz, QueerNet RLP e.V.
Mainz, 29.01., 17.00 – 19.00 Uhr:
Vom Verfolger zum Beschützer – Gesellschaftliche Gruppen als Opfer polizeilicher Verfolgung während der NS-Diktatur und danach
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Polizei instrumentalisiert zur Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung von Juden, Homosexuellen, Sinti und Roma sowie anderen gesellschaftlichen Gruppen, die von den Nazis als Feinde der deutschen Nation deklariert wurden. Viele Betroffene waren auch nach Ende der Nazi-Herrschaft weiterhin gesellschaftlicher und staatlicher Benachteiligung ausgesetzt. So wurde § 175 StGB unverändert ins bundesdeutsche Strafgesetzbuch übernommen und galt bis 1969 in der Bundesrepublik. Bis zu seiner Abschaffung im Jahr 1994 wurden nach § 175 StGB 50.000 schwule und bisexuelle Männer verurteilt und 100.000 Verfahren eröffnet. Auch Sinti und Roma waren nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder von Ausgrenzung und Benachteiligung betroffen.
Obwohl die Benachteiligung und Diskriminierung sowohl von Menschen unterschiedlicher sexueller und geschlechtlicher Identitäten als auch von Sinti und Roma inzwischen in Deutschland und der EU als anhaltendes Problem anerkannt sind, sind Stereotype und Vorurteile nach wie vor ebenso verbreitet wie Formen und Praktiken der alltäglichen Diskriminierung.
Diese Veranstaltung diskutiert die grundlegenden Merkmale von Diskriminierung. Dabei wird insbesondere aufgezeigt, dass gegenwärtige Diskriminierung eng mit ihrer Vorgeschichte verschränkt ist. Zudem wird ein besonderes Augenmerk auf die Rolle der Polizei heute in unserer pluralistischen und freiheitlichen Gesellschaft gelegt.
Begrüßung: J. Kunz, Präsident des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz und J. Schulte, Sprecher QueerNet RLP e.V.
Vortrag: St. Kramer; Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Thüringen: Polizei als Instrument der Verfolgung gesellschaftlicher Gruppen während der NS-Diktatur
Podiumsdiskussion:
- Friedel Durben, Direktor der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz
- Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma
- Diana Gläßer, Beauftragte der Polizei Rheinland-Pfalz für gleichgeschlechtliche Lebensweisen
- Joachim Schulte, Sprecher von QueerNet Rheinland-Pfalz e.V
Moderation: Dr. Marwan Abou-Taam
Ort: Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz (Jakob-Steffan-Raum), Valenciaplatz 1-7, 55118 Mainz
Veranstaltende: Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, QueerNet RLP e.V.
Mainz, 29.01., 20.15 Uhr
Paragraph 175
Dokumentarfilm von Rob Eppstein und Jeffrey Friedman
USA/GB/D 2000, 74 Min., tw. mit deutschen Untertiteln
Mehr als 100.000 queere Menschen, die meisten schwule und bisexuelle Männer, wurden während der NS-Diktatur polizeilich erfasst, 50.000 inhaftiert, mehr als 10.000 in Konzentrationslager verschleppt, Tausende ermordet. Ihre Geschichten wurden lange nicht erzählt, denn der 1935 verschärfte §175 des Strafgesetzbuches galt in Westdeutschland bis 1969 weiter. Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm lässt einige der letzten Überlebenden zu Wort kommen: fünf schwule Männer und eine lesbische Frau, die vom unfassbaren Leid, das sie erlebt haben, ebenso geprägt wurden wie von ihrem unbedingten Willen zu überleben.
Diese Interviews sind mittlerweile ein wertvolles historisches Zeugnis, denn heute gibt es keine lebenden Opfer der Homosexuellen-Verfolgung der NS-Zeit mehr. Erst 2002 wurden die Verurteilten vom Deutschen Bundestag rehabilitiert.
Ort: Bar jeder Sicht, Hintere Bleiche 29, 55116 Mainz
Veranstalter: LBSK e.V.
Speyer, 31.01., 10.00 bis 11.15 Uhr:
Gedenken trifft Schule
Gedemütigt – verfolgt – ermordet
Otto Scheuerbrand: ein vergessenes Opfer des Nationalsozialismus
Das Schicksal von Otto Scheuerbrand erzählt die doppelte Verfolgung in der NS-Diktatur: Im Alter von gerade einmal 17 Jahren wurde Otto Scheuerbrand 1934 im Städtischen Krankenhaus Ludwigshafen zwangssterilisiert. In der Folge ist er ab 1935 polizeilich „auffällig“ und erhält Vorstrafen u.a. wegen „Unzucht mit Männern“. Ab 1942 erlebte er eine grausame Odyssee durch die Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg und stirbt an „allgemeinem Körperverfall“ im KZ Mauthausen.
Die Kollegiat*innen des Pfalz-Kollegs waren diesem Schicksal auf der Spur und stellen seine Leidens- und Verfolgungsgeschichte vor.
Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim, fächert die Verfolgungsgeschichte Homosexueller im Deutschen Reich auf und nimmt Bezug zu Rheinland-Pfalz.
Um Anmeldung wird gebeten unter info@pfalz-kolleg.de oder Tel. 06232 65300
Ort: Staatliches Pfalzkolleg und -Abendgymnasium Speyer, Butenschönstraße 2, 67346 Speyer (Aula)
Veranstalter: Staatliches Pfalzkolleg und -Abendgymnasium Speyer
Mainz, 31.01., 19.00 Uhr:
Homosexuellenverfolgung im Nationalsozialismus. Aspekte einer Geschichte
In der NS-Zeit wurden Homosexuelle in Deutschland verfolgt wie nie zuvor. Sie wurden verhaftet und in den Konzentrationslagern umgebracht. Die in der Weimarer Republik zuvor entstandenen Lebenswelten wurden zerstört. Der Vortrag untersucht, mit welchen Begründungen und Methoden dies geschah und wirft dabei auch einen Blick auf die historische Situation in Mainz.
Referent: Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim
Ort: Bar jeder Sicht, Hintere Bleiche 29, 55116 Mainz
Veranstalter: LBSK e.V.
Mainz, 03.02., 18.00 Uhr (Film 19.30 Uhr):
BABbELn Rendez-vous
Das „BABbELn Rendez-vous“ möchte eine interkulturelle Begegnungsstätte für Studierende, Schüler_innen sowie alle Interessierten sein. Von 18.00 bis 19.30 Uhr können Sie Ihre Fremdsprachenkenntnisse auffrischen, neue Leute kennenlernen und mehr über die Vielfältigkeit von Kulturen erfahren.
Die Unsichtbaren
Dokumentarfilm von Sébastien Lifshitz, Frankreich 2012, 113 Min., OmU
Frauen und Männer in Frankreich, geboren zwischen den beiden Weltkriegen, berichten in dieser Dokumentation mit Leidenschaft, Humor und Ehrlichkeit von ihren Erfahrungen homosexuell zu leben. Wie haben sie sich ihren Platz in einer Gesellschaft erkämpft, in der die gleichgeschlechtliche Liebe nicht toleriert wurde?
Ort: Mediathek und Simone-Veil-Raum des Institut français, Schillerstr. 11, 55116 Mainz
Veranstalter: Institut français Mainz
Ingelheim, 06.02., 19.00 Uhr:
Anders als die andern – ungleicher als die anderen?
Der § 175 RStGB stellte im Kaiserreich seit 1872 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Reformbemühungen in der Weimarer Republik blieben erfolglos. Die NS-Diktatur verschärfte den Paragraphen und bestrafte die Liebe zwischen Männern mit Zuchthaus und Haft in Konzentrationslagern, wo die homosexuellen Häftlinge einen rosa Winkel tragen mussten.
Nach dem Krieg wurde der § 175 StGB in der verschärften Fassung in der Bundesrepublik bis 1969 übernommen, die DDR übernahm die Fassung aus der Weimarer Republik (dort wurde er 1989 abgeschafft). Erst 1994 wurde im wiedervereinigten Deutschland der § 175 StGB ersatzlos gestrichen.
Film „Anders als die Andern“ (1919)
„Wie gleich sind die, die anders sind, heute wirklich?“
Gesprächsrunde mit
Wolfgang Buchmeier (Homosexuelle und Kirche e.V.), Helga Lerch, MdL (FDP-Landtagsfraktion RLP), Joachim Schulte (QueerNet RLP e.V.)
Moderation: Dr. Michael Lerch
Ort: Weiterbildungszentrum (WBZ), Fridtjof-Nansen-Platz 3, 55218 Ingelheim
Veranstalter: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Länderbüro Hessen/Rheinland-Pfalz
Bitte anmelden hier: https://shop.freiheit.org/#!/Veranstaltung/rnczo
Mainz, 07.02., 19.00 Uhr:
Die Verfolgung der Homosexuellen in Frankreich zwischen 1940 und 1944
David Cupina, Präsident des Vereins Les „OubliéEs“ de la Mémoire, hält einen Vortrag zu der Verfolgung der Homosexuellen in Frankreich während der Zeit des Nationalsozialismus.
Begrüßung: Aline Oswald, Leiterin des Institut français Mainz
Ort: Simone-Veil-Raum des Institut français, Schillerstr. 11, 55116 Mainz
Veranstaltende: Institut français Mainz in Kooperation mit QueerNet RLP e.V., der Landeszentrale für politische Bildung und der Friedrich-Ebert-Stiftung RLP/Saarland
Trier, 10.02., 19.00 Uhr:
Unterdrückt und versperrt: Lesbische Liebe während Nationalsozialismus und früher Bundesrepublik
Das „Sittengesetz“ sah jede außereheliche Sexualität, die nicht der Kinderzeugung diente, als verwerflich an. Im Nationalsozialismus wurde das“Sittengesetz“, mit Rassismus etc. vermischt, erbarmungslos durchgesetzt. Aber auch ab 1945 war das „Sittengesetz“ in Westdeutschland eine Grundlage des Strafrechts wie auch des Ehe- und Familienrechts. Hier wie dort war lesbische Liebe relativ unsichtbar und wurde gleichzeitig bestraft, unterdrückt, versperrt. Im Vortrag wird vor allem der regionale Blick auf diese Themen beleuchtet.
Referentin: Dr. Kirsten Plötz, Historikerin, Koblenz
Ort: SCHMIT-Z, Mustorstr. 4, 54290 Trier
Veranstalter: SCHMIT-Z e.V.
Bad Bergzabern, 10.02., 18.00 Uhr:
Im Gespräch mit Alexander Schweitzer …
Verfolgung der Homosexuellen in RLP zwischen 1933 und 1969. Kontinuität und Bruch
In der Bundesrepublik setzte sich die Verfolgung der Homosexuellen fort. Der § 175 StGB , der während der NS-Diktatur verschärft worden war, wurde ohne Änderung ins bundesrepublikanische Gesetzbuch übernommen. In Rheinland-Pfalz gab es ca. 6000 Strafverfahren und 2880 Verurteilung in der Nachkriegszeit.
Gleiche Rechte und Gleichwertigkeit sind die Grundpfeiler unserer Demokratie. Was müssen wir tun, sie auch zu leben? Was zeigt uns das historische Beispiel der Verfolgung homosexueller Menschen?
Gesprächspartner ist Joachim Schulte, Sprecher des Netzwerks QueerNet RLP e.V.
Ort: Bürgerbüro Alexander Schweitzer, Marktstr. 27, 76887 Bad Bergzabern
Veranstaltende: Alexander Schweitzer, SPDqueer
Mainz, 11.02., 19.00 Uhr:
Unbeugsam – Lebensbericht des Gert Eid
Vortrag und Diskussion
„Unbeugsam“, so beschreibt der ehemalige Szenewirt Gert Eid sein Leben in den für Homosexuelle schwierigen Zeiten der 50er-, 60er- und 70er-Jahre. Er berichtet lebhaft und reflektiert über seine Zeit als Kochlehrling, als heimlicher Betreiber des ersten Mainzer schwulen Nachtclubs „Petit Fleur“, seine Erfahrungen am Filmset von Rosa von Praunheim und über den engen Zusammenhalt schwuler Freundschaftscliquen. Aber auch über das schwierige Coming-out, die Hetze im Dorf, die Probleme mit den Eltern, die Demütigungen auf dem Polizeirevier und die Überfälle homophober Gewalttäter.
Der Vortrag des Zeitzeugen ist eine Ergänzung zum diesjährigen thematischen Schwerpunkt der Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenken und wird eröffnet mit einem einleitenden Grußwort der Landesbe-auftragten für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente und Intersexuelle in Rheinland-Pfalz, Frau Staatssekretärin Dr. Christiane Rohleder.
Ort: Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz, Flachsmarktstraße 36, Mainz
Veranstaltende: Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., Regionale Arbeitsgruppe Rheinland-Pfalz, in Kooperation mit dem Haus des Erinnerns – Für Demokratie und Akzeptanz
Mainz, 12.02., 19.00 Uhr:
Alltag im Verborgenen – Zum Leben queerer Menschen in Rheinland-Pfalz
Die Geschichte queerer Menschen musste durch das große gesellschaftliche Stigma und die juristische Strafandrohung häufig im Verborgenen bleiben. Rheinland-Pfalz hat begonnen die Diskriminierungs- und Verfolgungsgeschichte aufzuarbeiten, doch vor allem regionalgeschichtlich gibt es noch viel zu entdecken. Wie (über)lebten queere Menschen die Zeiten der Diktatur – wie sah ihr Alltag aus? Wie können wir heute diese Lebensläufe wertschätzen, das geschehene Unrecht anerkennen, entschädigen und „wiedergutmachen“?
Grußwort: Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im MFFJIV, Landesbeauftragte für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidente und Intersexuelle
Vortrag: Dr. Christian Könne, Historiker, Mannheim
Anschließend: Podiumsdiskussion mit Dr. Christian Könne, Dr. Christiane Rohleder und Joachim Schulte (Sprecher QueerNet RLP e.V.)
Ort: Kulturclub Schon Schön, Große Bleiche 60-62, 55116 Mainz
Veranstalter: QueerNet RLP e.V.
Altenkirchen, 13.02., 18.00 Uhr:
Homosexuelle Opfer – Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Gleichgeschlechtliche Liebe unter erwachsenen Männern wurde in Deutschland bis 1969 kriminalisiert. Besonders im Nationalsozialismus hatte das furchtbare Folgen. Aber auch anschließend galt das von den Nazis verschärfte Strafrecht weiter – das „Sittengesetz“ wurde erbarmungslos durchgesetzt. Selbst Ehebruch und „Kuppelei“ waren strafbar. Von der Verfolgung und den Auswirkungen in Rheinland-Pfalz handelt der heutige Vortrag.
Referentin: Dr. Kirsten Plötz, Historikerin, Koblenz
Ort: KOMPA, Wilhelmstr. 6, 57610 Altenkirchen
Veranstaltende: KOMPA Ev. Kinder- und Jugendzentrum Altenkirchen, QueerNet RLP e.V.
Alzey, 18.02., 18.00 Uhr:
Verfolgung der Homosexuellen – Anmerkungen zum Unterschied zwischen Frauen und Männern
Gleichgeschlechtliche Liebe unter erwachsenen Männern wurde in Deutschland bis 1969 kriminalisiert. Besonders im Nationalsozialismus hatte das furchtbare Folgen. Liebe unter Frauen dagegen wurde meistens als relativ harmlos angesehen – so lange Frauen nicht offen gegen ihre Rolle als Hausfrau und Mutter angingen. Das Ehe- und Familienrecht legte eine abhängige Position für Frauen fest. Wie und warum das zusammenhing, soll im heutigen Vortrag beleuchtet werden.
Referentin: Dr. Kirsten Plötz, Historikerin, Koblenz
Ort: Mehrgenerationenhaus Alzey, Schlossgasse 13, 55232 Alzey
Veranstaltende: QueerNet RLP e.V. in Kooperation mit MGH Alzey und Frauenzentrum/Frauennotruf Alzey
Mainz, 19.02., 19.00 Uhr:
Transidentität/Transsexualität und Nationalsozialismus
Geschichte. Kontext. Diskussion
Der Vortrag befasst sich mit den Geschehnissen im „Dritten Reich“ sowie mit der Frage, welche Rolle Transidentität/ Transsexualität für die Sexualmoral im nationalsozialistischen Deutschland spielte. Ebenfalls wird das Thema in den Kontext von Transphobie und der Verfolgung transidenter Menschen seit dem 19. Jahrhundert gestellt. Und es wird letztlich die Frage diskutiert, inwieweit die historischen Ereignisse Ihren Schatten bis in die heutige Zeit werfen.
Referentin: Dr. Livia Prüll, Medizinhistorikerin und Ärztin, Trans*aktivistin
Ort: Landeszentrale für politische Bildung (Gerty-Spies-Saal) , Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz
Veranstaltende: QueerNet RLP e.V. in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung RLP