Der organisierte Sport in Rheinland-Pfalz verfolgt das Ziel, dass alle Menschen unabhängig von ihrem kulturellen und religiösen Hintergrund, ihren körperlichen Voraussetzungen, ihrem Alter, ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität und ihren sozio-ökonomischen Verhältnissen gleiche Zugangs- und Entwicklungschancen im Sport haben. Jeder soll sich entsprechend seiner Interessen und Fähigkeiten gleichermaßen in den rund 6.000 rheinland-pfälzischen Vereinen und Verbänden engagieren können. Trotz vieler Erfolge und positiver Beispiele in Rheinland-Pfalz wird auch deutlich, dass der Sport mit seinen vielen Facetten im Breiten-, Freizeit-, Wettkampf- und Spitzensport kein flächendeckend diskriminierungsfreier Raum ist. Bestätigt wird dies nicht nur durch die zunehmende Anzahl an Pressemeldungen über Anfeindungen und Diskriminierungen sondern unter anderem auch durch die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Outsport – Sexuelle Vielfalt und Geschlechtsidentität im Sport“, an dem die Deutsche Sporthochschule Köln mitgewirkt hat. In einem Sportsystem, das analog zur Gesellschaft geprägt ist von einer traditionell binären Geschlechterordnung und Geschlechterstereotypen fühlen sich Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transidenten oder auch Intersexuelle teilweise verunsichert und diskriminiert.
Gemeinsames Ziel von LSB und QueerNet RLP ist es, jeglicher Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten und Maßnahmen für eine wertschätzende und vielfältige Kultur im rheinland-pfälzischen Sport zu entwickeln. Der LSB ruft seine Mitgliedsorganisationen dazu auf, Diskriminierung entschieden entgegenzutreten und in seinen Strukturen einen Beitrag für ein Klima der Akzeptanz sowie für die Wertschätzung von Vielfalt zu leisten. Zudem wirbt der LSB bei den Ausbildungsträgern des Sports dafür, dass Themen wie die Akzeptanz diverser sexueller und geschlechtlicher Identitäten und Lebensweisen in den Aus- und Fortbildungsmaßnahmen eingebracht werden. Bei der Vermittlung von fachlich geschulten Referent*innen und der Entwicklung von Konzeptionen unterstützt QueerNet RLP. Die Kooperationspartner wollen Möglichkeiten zur Vernetzung mit Akteur*innen verschiedener gesellschaftlicher Bereiche schaffen, um eine nachhaltige Kultur der Vielfalt zu entwickeln.
LSB-Präsident Wolfgang Bärnwick betonte, ihm sei der Kampf gegen Diskriminierung „ein besonderes Anliegen“. In den Augen von Oliver Kalb, LSB-Abteilungsleiter für Gesellschaftspolitik, steht der Landessportbund für Vielfalt und Toleranz. „Wir können mit breiter Brust sagen, dass dieser Ansatz von einer Vielzahl der rheinland-pfälzischen Vereine gelebt wird“, so Kalb. Trotzdem zeigten Studien, dass es hier und da noch Nachholbedarf gebe – und dass queere Menschen häufig von Sexismus und Gewalt betroffen seien. „Jeder Fünfte gibt an, dass er aufgrund seiner sexuellen Identität nicht den Sport ausüben kann, den er gerne ausüben möchte. 90 Prozent geben an, dass Homophobie ein aktuelles Problem im Sport ist. „Hier müssen wir tätig werden“, weiß Kalb. „Mit der Kooperationsvereinbarung wollen wir entschieden gegen jedwede Form der Diskriminierung vorgehen und vor allem dafür sensibilisieren, dass Vielfalt der Schlüssel für ein friedvolles Miteinander ist.“ Kalb sprach von „einem weiteren Startschuss für einen vielfältigen Sport in RLP“. Dass auch Sportstaatssekretär Randolf Stich bei der Unterzeichnung mit von der Partie sei, sei „ein großes Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit“.
Stich unterstrich, Rheinland-Pfalz sei eine vielfältige Gesellschaft – und die Frage der Vielfalt sei „ein ganz entscheidender Punkt für die Landesregierung. Man muss sehen, dass es Unterschiede gibt – weil genau diese Unterschiede eine Gesellschaft bereichern“. Eine offene, eine tolerante Gesellschaft sei eine Gesellschaft, die Zusammenhalt biete und Anfeindungen von außen aushalten könne. „Diese Vereinbarung ist ein weiterer Baustein für eine starke Demokratie in der Gesellschaft – das ist für uns ganz wichtig“, betonte Stich. „Alles, was mit Hass und Hetze zu tun hat, tolerieren wir nicht, deswegen gibt es bei uns auch eine starke Präventionsarbeit.“ LSB und QueerNet seien „zwei starke Partner der Landesregierung“. Dass diese nun kooperierten, sei „ein selbstverständlicher und notwendiger Schritt“. Stich wörtlich: „Es gibt fast keine Institution, die geeigneter ist als der LSB, dieses Thema in die Breite der Gesellschaft zu tragen.“ Der Landessportbund sei als größte Bürgervereinigung des Landes „mit dieser Botschaft der beste Multiplikator, den man haben kann“.
Auch QueerNet-Vorstand Joachim Schulte bedankte sich beim LSB. „Sport ist ein Ort, wo Menschen zusammenkommen – einerseits um Kompetenzen zu erwerben, weil sie etwas lernen wollen, aber auch, weil sie Kontakte suchen und Gemeinsamkeiten finden wollen“. Der LSB habe sich gesagt, dass er „nicht nur eine Kompetenzvermittlungsorganisation ist, sondern hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung“ – und das sei gut so. Die neue Vereinbarung sei „ein Riesenfortschritt“. In einer Demokratie müsse es das Ziel sein, dass auch die Gruppe der Queeren in einem diskriminierungsfreien Raum am gesellschaftliche Leben teilhaben könne. „Diskriminierungsfreie Räume sind aber keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen hergestellt werden“, resümierte der QueerNet-Sprecher. „Dass der LSB sich da aufstellt, ist eine wunderbare Sache – wir machen damit einen Teil von Demokratie-Arbeit.“